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Pura vida

Langsam aber sicher haben wir vom Reisemodus in den Ferienmodus gewechselt. Brötchen holen, gemütlich frühstücken, Schule unterrichten, am Strand spazieren, fein kochen, an den Strand baden gehen, Aperöle, Cocktail mixen, fischen, grillieren und ins Bett gehen. Ja in etwa so sehen unsere Urlaubstage aus. Unsere aussergewöhnliche Familienzeit neigt sich dem Ende zu. Wir bewegen uns langsam Richtung Süden nach Montevideo, von wo es wieder zurück in die Schweiz geht.

Immer wieder treffen wir auf sehr lebensfrohe und gastfreundliche Brasilianer. In der Stadt Blumenau sind die Spuren der deutschen Auswanderer zu spüren. Vielerorts spricht man fliessend Deutsch und das drittgrösste Oktoberfest findet hier jährlich statt.

So treffen wir auf dem nächsten Camping einmal mehr auf deutsch sprechende Brasilianer. Wir verbringen einen gemütlichen Abend bei viel Fisch, Cameron, Cocktail und Bier. Man kann sagen die Brasilianer haben die Gemütlichkeit im Blut.

Hier ist Frühling und die Touristenorte schlafen noch. Häufig teilen wir einen ganzen Campingplatz mit wenigen Leuten. Das Wetter ist auch noch nicht in Hochstimmung. Es Regent häufig und so haben wir auch nicht wirklich Lust auf das Baden. An den wenigen Sonnentagen ist dann aber Hochbetrieb. Alle Strandbars haben offen. Es wird unglaublich viel Alkohol konsumiert und wir entdecken die lecker-süssen Fruchtcocktails.

Im Ferienmodus haben wir viel Zeit das Erlebte zu verarbeiten und zu realisieren. So schnell ist die Zeit vergangen und doch haben wir unglaublich viel erlebt. Uns ist noch nicht bewusst, dass wir bald wieder Herr und Frau Schweizer sein werden.

Zum einen freuen wir uns unglaublich auf Freunde und Familie, doch es wird seine Zeit brauchen bis wir in der Schweiz ankommen. Gespannt sind wir auch auf die Eindrücke der Schweiz, welche wir in den letzen 1.5 Jahren vergessen haben oder besser gesagt uns noch nie bewusst waren, jetzt aber nach einer längeren Reise auf einmal auffallen. Als Eltern machen wir uns natürlich auch sorgen wie die Kids die Rückkehr meisten. Der Schulalltag wird sie schneller nach Hause holen als ihnen lieb ist.

Heute ist ein Nationalfeiertag in Brasilien. Am Morgen waren wir noch die einzigen auf dem Camping, jetzt ist es rammel voll und die Brasilianer richten sich hier von luxuriösen Wohnmobilen bis zu einfachen Zelten ein. Auch die Kids haben nun haufenweise Spielkameraden und wir müssen froh sein, wen wir sie noch zu Gesicht bekommen. Lenn sagte am morgen nur, hoffentlich spricht jemand Spanisch oder Englisch auf dem Spielplatz, denn das portugiesisch ist nicht ganz so ähnlich zum Spanisch wie wir gedacht hatten.

Da es häufig auch windig ist, nimmt Frank sein Kite nochmals nach vorne. Doch verwöhnt vom flachen Wasser in Mexiko ist ihm das Meer schnell zu rau. Die Wellen sind hier eher gedacht zum Surfen und dementsprechend anspruchsvoll wird es mit dem Kite. An einem Tag schleppen die Fischer ein grosses Netz ins Meer hinaus und ziehen es dann mit Hilfe von vielen Strandbesuchern wieder hinein. Bei den letzten 20m sehen wir dann den grossen Fang. Doch ca. 60% der Fische sind Beifang und werden mehrheitlich Tod wieder ins Meer gelassen. Nur die grossen und speziell köstlichen Fische sammeln die Fischer ein. Unsere Kids machen sich über den Beifang her. Einen ganzen Eimer füllen sie und wir lassen uns von einheimischen Zeigen wie man diese Zubereitet. Als wir diese dann auf dem Teller haben bemerken wir schnell dass die tausend Gräte ein Essen beinahe unmöglich machen und der Fisch eigentlich so lange frittiert werden müsste, bis die Gräte auch knusprig sind. Das ist uns doch zu viel Öl und wir geben die Fische dem Meer zurück.

Es liegen noch rund 1400km vor uns bis nach Montevideo. Wir sind nun mehrheitlich auf Campingplätzen, ab und zu mal ein Fahrtag, doch wir erleben hier nochmals eine ganz andere Art vom Reisen. Wir sehen uns eigentlich keine Sehenswürdigkeiten mehr an, leben in den Tag hinein, geniessen die Zeit und die Freiheit. Mit unseren Kids fallen immer neue Projekte an, um welche wir uns als Familie kümmern können. Aus Abfall bauen wir ein Fischernetz und versuchen unser Glück an verschiedenen Stränden. Mit dem Motorrad können wir nochmals unsere Freiheit geniessen und den kilometerlangen Stand durchqueren.

Am Ende möchten wir nochmals alles einfangen, erleben, fühlen und sich das Erlebte in den Kopf einbrennen, damit man es nie nie mehr vergisst. Viele Abenteuer werden auch in zukünftigen Ferien nicht mehr möglich sein, da Europa zu besiedelt ist und überall Vorschriften herrschen.

400km vor der Grenze zu Uruguay finden wir nochmals einen einsamen Platz an einer Lagune. Die Kids beschäftigen sich den ganzen Tag mit Schlauchboot fahren, fischen, baden und sändele.... Es gibt so gut wie keine Spannungen untereinander, und wir haben das Gefühl, dass wir die Spitze der Ausgeglichenheit erreicht haben.


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