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Die Geburt unserer Reise

Vor uns liegen rund 300km holperige Offroadpiste und unglaubliche Landschaftsbilder. Bereits nach der Grenze wird uns klar, mit welcher Geschwindigkeit wir die nächsten Tage unterwegs sein werden. Tiefsand, Wellblechpiste, scharfkantige und grosse Steine überzogen mit Staub; so zeigen sich die Wege hier. Häufig geht es quer Feld ein und wir können eine von vielen Spuren wählen. Die Kids dürfen vorne sitzen und auch mal das Lenkrad übernehmen. Zeit haben wir genug und so ist unsere Reisegeschwindigkeit um ein vielfaches langsamer als die Jeeps der geführten Touristentouren. Diese gibt es hier zu hunderten. Mit halsbrecherischer Geschwindigkeit fliegen die Jeeps durch die Wüste von einem Hotspot zum anderen. Unterwegs pausieren wir bei einer heissen Quelle. Zum Glück nicht an jener, an welcher alle Touren halten. Wir geniessen die Ruhe, beobachten vom warmen Wasser aus die rosaroten Flamingos und unterhalten uns mit den Einheimischen. Hier werden wir auch die mittlerweilen zu kleinen Kinderkleider los. Als Dank dürfen wir von ihrer Quelle unsere Wassertanks füllen. Natürlich wieder mit Frank's Wasserpumpe. Da hat der eine oder andere Bolivianer gestaunt. Nach dieser erholsamen Pause geht es über den 4800m.ü.M hohen Pass. Oben bestaunen wir Geysire, möchten jedoch wegen der Höhe nicht hier übernachten. So fahren wir wieder hinunter auf 4300 m.ü.M. zur Laguna Colorado. An der Lagune verbringen wir unsere zweite Nacht in Bolivien. Sobald die Sonne untergeht wird es eisig kalt. Der Wind bläst stark. Die Seitenfläche des Lasti ist zu gross und wir fühlen uns wie auf dem Segelboot. Frank parkiert den Lasti so, dass er gerade zur Windrichtung steht.

Wir sind überwältigt von der Landschaft, das Ganze ist schon beinahe surreal und wir müssen uns die Szenerie immer wieder bewusst werden. In der Lagune hat es viele Flamingos und wir erinnern uns an Mexiko, als wir in den Badehosen die rosaroten Vögel beobachten konnten.

Der Wind ist ungemütlich und so fahren wir am nächsten Tag weiter. Die Strassen werden nicht besser. Der Lasti, der Aufbau und natürlich auch wir werden kräftig durchgeschüttelt. Mittagessen gibt es beim "Piedra de Arbol". Frank erinnert sich an seine Tour in Bolivien, welche er vor knapp 20 Jahren machte. Am Stein scheint sich nichts verändert zu haben.

Wir steifen mehrere Lagunen, wobei wir bei der einen oder anderen übernachten. Die menschenleere Gegend ist beeindruckend. Sie ist karg, trocken, staubig und die Szenerie ändert sich von Tag zu Tag. Auf dem Weg treffen wir 2 Fahrradfahrer, welche diese unfassbar raue Offroadpiste abfahren (laufen) möchten. Häufig müssen sie das Fahrrad stossen. Wir laden sie im Windgeschützen Lasti zum Kaffee ein und tauschen unsere Geschichten aus.

Nach 3 Tagen Offroad erreichen wir die lang ersehnte Salar de Uyuni. Bereits im Voraus wurden wir vor den feuchten Stellen bei der Einfahrt gewarnt. Erst in der Mitte sei der Salzsee trocken und hart. Bei der Zufahrt zum Salzsee kaufen wir in einem kleinen Shop noch einige Lebensmittel.

Zum Glück!!!!

Der Verkäufer hat uns freundlicherweise darauf hingewiesen, dass die normale Einfahrt für unser Lasti nicht genug stark ist. Wir dürfen nicht überall hinfahren wo die leichten Autos durchfahren. Er erklärt uns ein Weg, welcher Frank mehr schlecht wie recht verstanden hat. Na nu, so schwierig wird das nicht sein. Wir fahren die mit Dreck aufgeschüttete Piste hinaus auf den Salzsee. Sehen dabei die Abfahrten, welche für die Autos sind. Dann auf einmal ist die aufgeschüttete Strasse fertig und vor uns breiten sich 1000 Spuren in alle Richtungen aus. Zusätzlich ist die Bodenbeschaffenheit nicht besonders vertrauenswürdig. Wir sind unsicher!! Fahren nochmals 4km zum Shop zurück um uns zu versichern, dass wir an der richtigen Stelle in die "Pampa" fahren müssen. Zurück beim Shop hat der Verkäufer uns versichert, dass dies der richtige Weg ist. Ja, es hat viele Spuren... man muss halt die beste nehmen...!!! Danke, das war keine grosse Hilfe. Zurück beim Lasti sehen wir, wie ein Bus die Dreckpiste hinaus auf den See fährt. Das ist unsere Change, den richtigen Weg zu erwischen. Schnell donnern wir dem Bus hinterher. Dieser fährt dann tatsächlich in den Matsch. Wir folgen ihm ca. 1 km durch das nasse Salz, bis dann der Salz trocken und hart wird. Nun erkennt man auch 2-3 Spuren, welche viel befahren sind. Phu... In diesem Sumpf möchte man nicht stecken bleiben.

Wir fahren dann 60km über arschflaches Salz. Auf einmal erkennen wir Löcher mit Wasser im Salzbelag. Uns wird etwas unwohl, denn auf unserer Spur fährt kein einziges Auto. Alle sind weit links oder rechts von uns. Ist unsere Spur für unseren Lasti genug stark? Wir waren der Meinung, dass der Salzsee aus Dreck und dem darauf liegender Salzschicht besteht!!! Da haben die Stäheli's falsch gedacht. Er besteht aus Wasser und darauf hat es eine Salzschicht. Also gleich wie bei einem gefrorenen See. Schei... ist der erste Gedanke, jetzt kriegen wir weiche Knie. Was wenn das Salz bricht? Frank kommt die Doku der Ice-Road in den Sinn und wir fühlen die Gefahr und die Unsicherheit, welche eine solche Strecke mit sich bringt. Ein Einbrechen bedeutet also nicht nur ein Steckenbleiben, sondern ein Absaufen.

Nach einigen Kilometer zittern verschwinden dann die Löcher. Wir kommen rechtzeitig zum Sonnenuntergang bei der Insel Incahuasi an. Der Tag geht traumhaft zu Ende und nachdem alle Touristentouren zurück auf das Festland fahren, verbringen wir eine ruhige Nacht.

Bei dieser Insel hat Frank vor gut 20 Jahren zum ersten Mal ein Expeditionsfahrzeug gesehen. Wir stehen hier am Geburtsort unseres Abenteuer.

Am Morgen erkundigt Frank sich bei den Einheimischen, wie weit wir zur Insel Pescado fahren können. Zur Sicherheit hat Frank 3 unterschiedliche Typen gefragt, denn mit dem Absaufen ist nicht zu spassen. Alles soll kein Problem sein, mit der Ausnahme, dass es nahe bei der Insel weich werden kann. Als wir dann noch einen Bus aus der Richtung herfahren sehen entschliessen wir uns auch diese Insel noch zu besuchen. Wir haben 30m von der Insel Pescado entfernt unser Lager aufgeschlagen. Wir erkunden mit dem Motorrad mehrere Insel, fahren quer über die Salzfläche, fühlen die Weite und die Grösse der Welt. Das Gefühl so klein und einsam auf dieser scheinbar unendlichen Salzfläche zu stehen könnte süchtig machen. Die Nacht verbringen wir auf dem See. Am Morgen ist der Blick aus dem Fenster unbeschreiblich... Ist das wirklich echt?

Layla hat gestern zu viel Sonne erwischt. Ihre Augen brennen und so verlassen wir den Salzsee nach 2 Tagen wieder. Auf dem Rückweg wählen wir einen anderen Weg. Dieser fühlt sich auf einem Abschnitt auch sehr unsicher an. Am anderen Ende des Sees halten wir beim Salzhotel. Dort treffen wir auf einen LKW-Fahrer, welcher Wasser zur Insel liefert. Frank quatscht ihn an und fragt nach der sichersten Route zurück aufs Festland. Nebenbei erwähnt der LKW-Fahrer, das es super riskant ist mit einem LKW auf den See zu fahren. Phuu sind wir mal froh, dass wir bald runter sind.

Wir fahren nach Uyuni, erkunden das Zentrum und stellen uns für die Nacht zum Lokomotiven-Friedhof. Im Sonnenuntergang klettern die Kids über die Loks und die verschrotteten Bahnwaggons.

Etwas unheimlich fühlt es sich an; in Stadtnähe, bei einem Lokomotiven-Friedhof, einsam auf einem Kiesplatz zu übernachten. Nach dem Sonnenuntergang fahren dann immer wieder Autos heran. Muss ein Platz für verliebte sein. Gerade beim Einschlafen werden wir von einem vorbeifahrenden Zug geweckt. Phu.... es ist wie in einem Krimi. Als wir aus dem Dachfenster schauen sehen wir den Zug in einer Staubwolke vorbeidonnern. Etwas entfernt sehen wir ein grosses Feuer, bei welchen die Bolivianos wahrscheinlich Abfälle verbrennen. Schlussendlich wird es doch noch eine ruhige Nacht.


 
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