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Es geschah irgendwo im Nirgendwo

Wir sind froh, dass wir unseren Lasti wieder haben. Die erste Nacht war wie dazumal in Halifax. Es ist, als ob wir unsere Reise neu starten und alles wieder neu ist. Wir freuen uns wieder auf die kuscheligen Abende im Bett, den feinen Morgenkaffee, die gut eingerichtete Küche, unsere Bodenheizung, die unglaublichen Übernachtungsplätze....

In Humberstone verbringen wir unsere erste Nacht. Am frühen Morgen besuchen wir die Geisterstadt, in welcher vor über 100 Jahren mit dem Abbau von Salpeter begonnen wurde. Die Firma hat für die rund 3500 Arbeiter eine ganze Stadt mit Schwimmbad, Theater, eine eigene Währung und eine Schule errichtet. Alles ist erstaunlich gut erhalten und wir können viele Fundstücke bestaunen und erahnen wie das Leben dazumal war. Nach 3 Stunden fahren wir weiter nach Arica. Wüste, Sand, Wüste, Sand... Unglaublich wie viel Land hier nutzlos brach liegt. Überall wo ein kleiner Bach von den Bergen die Ebene erreicht gibt es eine grüne Oase. Es ist heiss und die Sonne grillt uns in der trockenen Luft. Auf dem Weg nach Arica machen wir einen Halt bei den "Geoglifos del Cerro Unita" (Gigante de Atacama). Es ist eine der grösste menschliche Figur, welche erstellt wurde.

In Arica machen wir den Abstecher zum grössten Coca-Cola Symbol. Winzig klein erscheint daneben unser Lasti.

In der Stadtnähe stellen wir uns für die Nacht an den Strand. Das Wasser ist zu kalt zum Baden und so kommen unsere Drachen wieder einmal zum Einsatz. Am nächsten Morgen machen wir nochmals einen Grosseinkauf und füllen unsere Dieseltank bis zum Maximum. Unsere geplante Route führt von Meereshöhe auf über 4500 m.ü.M., durch eine menschenleere Wüste, welche mit 6000-er Vulkane umrandet ist. Der dortige Lauca Nationalpark wird von Touristen wenig besucht, da eine geführte Tour empfohlen wird. Keine Tankstelle, Unterkünfte, Lebensmittel, Menschen... genau das Richtige für unseren Lasti.

Von Arica geht die Strasse nur in eine Richtung - nach oben. Auf 3200 m.ü.M. suchen wir uns eine Ausfahrt für die Nacht. Nicht nur wir spüren die Höhe, sondern auch der Lasti zeigt sich nicht mehr so Leistungsstark.

Die Akklamation tut uns gut. Am nächsten Morgen fahren wir nach Putre, auf 3600 m.ü.M.. Ein kleines Dorf, in welchem die Zeit stehen geblieben ist. Am Nachmittag besuchen wir unsere erste Thermalquelle, welche jedoch auf 4200 m.ü.M. liegt. Nach so langer Zeit am warmen Meer sehnen wir uns wieder einmal nach warmem Wasser. Die Quelle ist klein, doch das Wasser ist herrlich und das Panorama einmalig. Wir übernachten auf dem Parkplatz von der Thermalquelle. In der Nacht geht es Lenn nicht gut. Auch wir haben etwas Kopfschmerzen. Wir wissen nicht ob er zu lange im Thermalbad war oder sich noch nicht an die Höhe gewöhnt hat. Mitten in der Nacht entscheiden wir uns, hinunter in das tiefer gelegene Putre zu fahren. Am Tag darauf fühlen sich wieder alle fit.

Die Kids versuchen mit dem Kinder Fussball zu spielen, doch sie haben keine Change. Die Luft ist zu dünn und sie können keine 10 Meter rennen.

Da es allen wieder gut geht wagen wir es weiter hoch in den Nationalpark zum Lago Chungara. Dieser liegt auf 4570 m.ü.M. und umgibt sich mit zwei Vulkane, welche über 6500 m.ü.M. hinauf ragen. Das Panorama ist eindrücklich und wir verbringen den ganzen Nachmittag am See. Nun spürt Frank heftige Kopfschmerzen und er kann sich nicht vorstellen, die Nacht hier zu verbringen. So fahren wir wieder zurück und übernachten auf einem Plateau auf gut 3900 m.ü.M.. Hier geht es allen wieder besser. Wir haben schon lange keine Wolken mehr gesehen. So erleben wir die kalten Nächte in dieser Höhe mit einer unglaublichen Sternenpracht. Nach dieser kalten Nacht geniessen wir die wärmende Morgensonne. Nun verstehen wir, weshalb früher viele Völker die Sonne angebetet haben.

Von nun an geht es auf einer Schotterpiste weiter durch den Lauca NP. Die Landschaft ist einzigartig und da es keine Vegetation hat, sehen wir erstaunlich viele Tiere, wie Lama, Alpaca, Vicunas, Füchse, Vögel und Echsen. Zur Abwechslung gibt die eine oder andere Wasserdurchquerung. Unterwegs entdecken wir eine Wasserfassung, bei welcher wir zum ersten Mal mit unserer Wasserpumpe Wassertanken. Frank ist im Element und mächtig stolz, dass er die Pumpe doch noch braucht. In Chile gestaltet sich das Wassertanken als eher schwierig und so sind wir froh, dass unsere Tanks wieder voll sind. Wir durchfahren einige verlassene Dörfer. Die Menschen ziehen von den einsamen Orten weg, hinab in die Stadt.

Bei der Abzweige zur Salar de Surire geschieht dann das unerwartete. Frank bemerkt im Rückspiegel, dass einer der hinteren Reifen zerplatz ist. "Nein, nicht irgendwo im Nirgendwo auf über 4500 m.ü.M." ist der erste Gedanke. Alles Fluchen und Jammern nützt jetzt nichts. Wir holen unseren Ersatzreifen vom Dach, nehmen der noch unbenutzte Radmutterschlüsselset und den Wagenheber aus der Kiste und dann an die Arbeit. Schnell bemerkt Frank, dass der Hub des Wagenhebers zu klein ist um den LKW mit einem platten Reifen auf die normale Höhe anzuheben. Eine Unterlage muss her, damit Frank den Lasti in mehreren Etappen hochheben kann. Leider befinden wir uns inmitten einer grossen Wüste und da ist der grösste Stein so gross wie ein Sandkorn. Unsere mitgeführten Kanthölzer sind auch nicht mehr so frisch wie sie einmal waren. Wir haben sie zum nivellieren des Lasti benutzt und vom drauf fahren sind sie mittlerweile zermahlt. Die Luft ist dünn und die vielen versuche den Lasti zu heben bringen Frank aus der Puste. Sind wir mal froh, dass Frank keine Kopfschmerzen mehr hat und sich auf die Arbeit konzentrieren kann. Frank öffnet alle Stauklappen und findet doch noch einige Brettchen, welche wir zuschneiden und uns die notwendigen Unterlagen bauen können. Phu... irgendwie hat dann doch alles geklappt und wir können die Radmuttern lösen. Langsam geht es gegen den Abend zu und wir sind dann endlich fertig mit dem Radwechsel. Auch die Kids haben bemerkt, dass wir hier auf uns selbst gestellt sind. Keiner könnte uns hier helfen, vielleicht bei einer Panne mit einem Auto jedoch nicht mit einem LKW. Auf dem Natel ist, wie schon gewohnt " Kein Signal" ersichtlich.

Wir übernachten bei einem Aussichtspunkt, bei welchem wir die Schönheit der Natur wieder zu sehen bekommen und die soeben erlebten Strapazen vergessen lassen. Hier auf 4500 m.ü.M. ist unsere Standheizung endgültig am Anschlag und funktioniert nicht mehr. Die Verbrennung hat definitiv zu wenig Luft. Als Test versucht Frank auch noch den Generator zu starten. Wie erwartet vergeblich!!! Wir verbringen eine kalte und ruhige Nacht.

Am Morgen lassen wir uns nicht von der Bodenheizung, sondern von der Sonne wärmen. Wir fahren um die Salar herum auf die andere Seite zu einer heissen Quelle. Im heissen Wasser lässt es sich knapp 5 Minuten aushalten. Hier treffen wir auf andere Touristen. Die einen sind mit dem Fahrrad unterwegs, unglaublich!!!!

Unser Weg führt weiter nach Colchane nochmals vorbei an Thermalquellen und wunderschöner Natur. Wir haben uns entschlossen wieder zurück nach Iquique zu fahren um ein neues Ersatzrad zu besorgen. Nicht zu denken, wenn uns nochmals ein Reifen zerplatzt. Ohne Ersatzrad wählen wir jetzt lieber eine bessere Schotterstrasse, als den einen oder anderen Abstecher über die kleinen Wege mit den scharfkantigen Steinen.

Wir befürchten schon, dass wir wieder für längere Zeit in Iquique stehen bleiben. Die benötigte Reifendimension ist hier nicht verbreitet. Dies ist auch der Grund, weshalb wir Reifen nach Costa Rica lieferten.

Wir können unser Glück kaum fassen, als uns ein Händler 4 gebrauchte Reifen zeigt. Wir kaufen sofort 2 Stück und gehen damit auf Nummer sicher. So kann es bereits am nächsten Tag weiter nach San Pedro de Atacama gehen.


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