Ein Jahr unterwegs
Im Dezember 2015 hat unsere Reise begonnen. Dazumal haben wir den Lasti gekauft und Frank hat während 3 Jahren unserem Zuhause gebaut. Wir hatten eine Vorstellung und wir hatten Erwartungen.
Die Zeit vergeht schnell... wirklich sehr schnell, denn bereits sind wir ein Jahr unterwegs. Es kommt uns nicht lange vor. Doch sobald wir in unserer Erinnerung die Reise nochmals starten bemerken wir wie viel Zeit ein Jahr beinhaltet und wie viel wir erlebt haben.
Ein Grund genug sich hinzusetzen und sich die einen oder anderen Gedanken, welche sich aufgestaut haben aufzuschreiben.
Reisen mit Kinder:
Das war eine unserer vielen Sorgen. Wie werden unsere Kids auf die Reise reagieren? Wie weit vermissen sie die Schweiz und das vertraute Umfeld? Macht ihnen das lange Lastifahren Probleme? Vermissen sie ihre Freunde und Familie?
Wir haben uns wirklich viele Gedanken gemacht. Auch die Kinder haben wir immer wieder darauf angesprochen um ihr Empfinden zu spüren. Ab und zu werden wir auch von Freunden oder Familie darauf angesprochen, da auch sie sich Gedanken darüber machen.
Heute können wir sagen, dass die Kids gerne wissen, dass wir eines Tages wieder einmal zurück in die Schweiz fliegen. Mit dem hat sich jedoch das Thema erledigt. Zu wissen, dass Freunde, Familie, Spielsachen und das Zuhause, alles was man zurückgelassen hat, nach unserer Rückkehr wieder da ist, genügt den Kids. Wir denken, dass unsere Kinder im Hier und Heute leben und die Gegenwart geniessen. Mal ein kurzes "Hallo" am Telefon genügt ihnen. Ein regelmässiger Kontakt, wie wir Erwachsene es pflegen und wir es von den Kindern allenfalls auch erwarteten, ist nicht ihr Bedürfnis.
24h/7d/365d:
Was macht die Zeit mit uns? Wir sind 24h zusammen, stehen am Morgen miteinander auf, verbringen mehrheitlich den Tag zusammen und schlafen die ganze Nacht auf engem Raum. Tatsächlich ist dies häufig eine Herausforderung und beschäftigt uns immer wieder. Vorwiegend ist das Einschlafen auf so engem Raum der Konfliktpunkt. Jeder ist Müde, jeder hat noch ein Bedürfnis, den einen ist es zu warm, den andren zieht es zu fest, einmal ist es zu hell oder es hat draussen noch zu viel Lärm. Kaum schläft das eine Kind, möchte der andere noch etwas und so sind beide wieder wach. Ausweichmöglichkeiten haben wir kaum und so stellen wir uns dieser Herausforderung immer wieder. Dennoch stärkt es das Gefühl der Gemeinsamkeit und Geborgenheit und dieses Gefühl lässt uns die Strapazen schnell vergessen.
Zeit:
Was für eine Vorstellung! Ein Jahr Familien-zeit, in welcher man tun und lassen kann was man möchte. Und dennoch ist es anders als wir uns das vorstellten. Quantität ist nicht gleich Qualität. Mit Sicherheit haben wir mehr Zeit die Familie zu geniessen als Zuhause. Dennoch fahren wir viel mit dem Lasti, müssen Besorgungen machen oder sind sonst unterwegs. So verbringen wir auch Zeit ohne grosse Familienqualität. Für uns gilt es auch hier, dass wir eine aktive Zeit mit den Kids bewusst verbringen müssen. Wie in der Schweiz müssen wir auch hier gewisse Moment bewusst geniessen und auskosten. Wir hätten nicht gedacht, dass wir auf unserer Reise so viel Energie in die unvergessliche Familien-zeit investieren müssen. So schnell vergeht die Zeit ohne dass wir die Momente bewusst aufnehmen. Familienalltag eben!
Heimweh:
Ja, das ist immer wieder ein Thema, welches man mit anderen Reisenden diskutiert. Wahrscheinlich ist das auch die meist gestellte Fragen, welche wir von zuhause bekommen. Darf man jedoch auf einer so super schönen und einmaligen Reise Heimweh haben? Ja, wir können sagen, dass es immer wieder Momente gibt, an denen man gerne Zuhause, in der gewohnten Umgebung wäre. Wieder einmal vertraute Menschen um sich zu haben, mit denen man auch vertraute Gespräche führen kann.
Sich pausenlos auf neue Herausforderungen einlassen und sich jeden Tag auf neues zu Orientieren ist anstrengend und da kommt schon mal Sehnsucht nach vertrautem Alltag auf. Wenn Freunde oder Familie sich in der Schweiz treffen und uns mit schönen Bildchen berichten, wird einem vor Auge geführt was man zuhause verpasst. Wir werden hier jedoch mit vielen einmaligen Momenten entschädigt, sodass des Heimweh noch keine überhand nimmt.
Kriminalität:
Kanada und USA sind Länder, welche man ohne weitere Befürchtungen bereisen kann. Etwas mehr Gedanken haben wir uns über Zentralamerika gemacht. Denn betrachtet man diese Länder in der "Travel Risk Map" sind die meisten tiefrote eingefärbt. Hinzu kommt, dass wir die kriminellen Storys dieser Länder förmlich angezogen haben. Die eigene Fantasie macht dann den Rest und man stellt sich die Frage, wie weit ist eine solche Reise als Eltern zu verantworten? Unsere Kids vertrauen uns und fühlen sich in unserer Nähe sicher. Wir tragen hier eine zusätzliche Verantwortung. Können wir ihnen die notwendige Sicherheit garantieren?
Ein eindeutiges ja können wir hier nicht geben, da die Statistiken aus ermittelten Daten entstanden sind und ihre Berechtigung haben. Was wir hier auf unserer Reise jedoch erleben ist eine andere Sicht und das macht das reisen teilweise Schwierig. Wir erleben offene und herzliche Menschen. Auch wenn sie vielfach erst einmal etwas kritisch schauen, wechselt ihr Gesichtsausdruck in ein herzliches Lächeln sobald man ihnen zuwinkt. Wie weit darf man den Menschen vertrauen und es entstehen schöne Geschichten, oder wie weit muss man vorsichtig sein um der Statistik gerecht zu werden. Vielfach eine schwierige Entscheidung wenn man in Kontakt mit den Einheimischen Menschen ist. Wir dürfen glücklicherweise sagen, dass wir uns bis heute noch nie bedroht gefühlt oder in Gefahr gesehen haben.
Die Panamericana:
Die Panamericana ist die Strasse, welche sich von Alaska bis nach Patagonien erstreckt. Sie ist bekannt wie die Seidenstrasse und dementsprechend waren unsere Vorstellungen und unsere Fragen: Werden wir zeitweise ihm Konvoi reisen? Treffen wir viele Familien? Bleiben wir irgendwo für längere Zeit hängen? So waren wir überzeugt, dass wir hier viele Reisende treffen und teilweise sogar miteinander reisen. Wir hatten bis heute einige super schöne Bekanntschaften, welche wir nicht missen möchten. Unsere Vorstellung war jedoch, dass wir hier auch auf Übernachtungsplätzen ganz viele Reisende treffen. Der grosse Treffen der Overlander steht bis heute aus. Was noch ist kann ja noch werden.