Der Vulkan Acatenango hat es in sich
Wir fühlen uns elendig. Wir sind todmüde, unser Kopf pocht, die Beine fühlen sich an wie Zementsäcke, wir stinken nach Schweiss und Rauch und wir sehnen uns nach Schlaf und Erholung.
So fühlt sich der Vulkan Acatenango nach 24h an. Doch das Abenteuer hat seinen Anfang.
Nach dem kleinen Umweg sind wir gut in San Jose Calderas bei der Familie von Catalino angekommen. Es ist kurz nach Mittag und unser Lasti steht sicher auf dem eingezäunten Gelände seines Nachbarn. Durch unserer Ankunft sind die neugierigen Kinder aus ihren Häusern gekommen und haben uns ganz und ganz in Beschlag genommen. Natürlich sind die Kids gespannt auf das innere unseres Lasti und alles was unsere Kids als Spielzeug dabei haben. Ohne Berührungsängste fangen die Kinder im Lasti an zu zeichnen. Alle sind beschäftigt und man könnte meinen unser Lasti ist ein kleines Schulzimmer. Da immer mehr Kinder kommen, wechseln wir nach draussen und es wird fleissig weitergebastelt. Ein grosses Interesse haben die Kids auch an den Fahrräder. Mit diesen fahren sie auf den Strassen, über die Hügel durch die Äcker und über die Wiesen. Hinter unserm Lasti hat es ein kleines Fussballfeld und da darf ein kleiner Match Guatemala-Suiza nicht fehlen. Unsere Kids geniessen den Kontakt mit gleichalterigen und behaupten sich mit ihren wenigen spanischen Wörter. Der Blick aus dem Fenster wird für mich eine bleibende Erinnerung sein; Unsere beiden blonden Kids spielen mit den einheimischen Kinder auf der Strasse.
Wir werden von Catalino zum Abendessen eingeladen. Die Familie wohnt mit mehreren Generationen sehr einfach und auf engem Raum. Hier treffen wir auch das australisches Ehepaar, welches morgen mit uns den Vulkan besteigen wird. In der Küche bereiten die Frauen frische Tortillas zu und da darf ein Versuch unsererseits nicht fehlen. Wir lachen viel, da es einfacher aussieht als es ist. Frank hat schlussendlich die ganzen Hände verklebt und gibt auf wobei sich Tatjana um einiges besser beweisen kann. Das Abendessen ist einfach, doch sehr herzlich. Catalino, das Oberhaupt der Familie, erzählt uns aus seinem Leben und wie das kleine Trekking Unternehmen ASOAVA entstanden ist.
Am Morgen ist packen angesagt. Das Wetter kann alles mitbringen. So packen wir Klamotten für Regen, Wind, Sonne und Kälte ein. Das Wasser und Essen für die nächsten 24h müssen wir selber auf den Vulkan schleppen und dementsprechend schwer werden die Rucksäcke. Zur Freude unserer Kids dürfen wir als erstes auf der Ladefläche eines Pick-Up an den Fuss des Vulkanes fahren.
Dort wartet Thomas mit seinem Pferd für die Kids. Wir werden uns noch glücklich schätzen, dass wir für die Kids ein Pferd gemietet haben. Die nächsten 4 Stunden geht es nur in eine Richtung - 1500 Höhenmeter steil nach oben. Der Weg führt uns durch steiles Ackerland, feuchte mit Moss bewachsene Laubwälder hinauf über die Arvenwälder in die karge Vulkanlandschaft. Der aktive Vulkan ist noch nicht sichtbar, dennoch wir hören bereits seine gewaltigen Explosionen.
Wir sind nahe am Limit und wir haben nicht erwartet, dass es so anstrengend ist. Der schwere Rucksack fühlt sich wie ein Bremsklotz an. Hinzu kommt, dass die Luft hier auf 3900 m.ü.M. merklich dünn ist. Die Kids haben ihren Spass auf dem Pferd und bekommen von dieser Anstrengung wenig mit.
Beim Basecamp angekommen, schlagen wir unsere Zelte auf. Leider ist der Vulkan Fuego dick in Nebel gehüllt. Hinzu kommt noch der Regen und eine kalte Brise. Wir verkriechen uns erst mal in unser Zelt. Die Kids finden es gemütlich und spielen UNO bis der Regen nachlässt. Kurz darauf gibt es Abendessen vom Feuer. Da sich der Vulkan immer noch nicht zeigt, geht es danach schon ins Bett. Die ganze Gruppe ist bereits am schlafen. Plötzlich hören wir Schreie von anderen Basecamp und wir kriechen aus unseren warmen Schlafsäcken. Wau.... einfach nur Wau...!!!
Der Nebel hat sich etwas verflüchtigt und wir sehen die Spitze des Fuegos. Booooommm!!!!
Eine riesige Lavafontäne schiesst in den Himmel. Kurz darauf der Donner der Explosion. Es ist ein gewaltiges Naturschauspiel, welches wir ca. 15min beobachten können. Immer wieder Speit der Vulkan Asche, rotes Lava und Steine aus seinem Schlot. Die grossen Explosionen sind angsteinflössend, da die Kraft des Vulkanes unendlich erscheint. Anschliessend nimmt der Nebel wieder überhand und wir kriechen wieder in unsere Zelte. Die Kids schlafen wie Murmeltiere. Genug lange haben sie sich auf die Nacht im Zelt gefreut. Die Unterlage ist hart, das Zelt zu viert mit Gepäck ist klein und die Nacht ist kalt. So geniessen wir nur einige Stunden Schlaf. Um 4 Uhr morgens steht Frank auf und erklimmt mit einigen der Gruppe den Gipfel. Das sind nochmals 2 Stunden steiler und rutschiger Aufstieg. Es verlangt von Frank nochmal alles. Die x-Liter Bier die er auf der Reise schon genossen hat rächen sich allmählich. Rechtzeitig zum Sonnenaufgang erreichen sie den Gipfel. Fantastisch ist der Ausblick und eine grossartige Belohnung für die letzten 2 Stunden. Das Nebelmeer liegt im Tal. Die Sicht reicht bis zum Pazifik. Von oben hat Frank nochmals eine atemberaubende Aussicht auf den aktiven Vulkan Fuego. Er entdeckt einen weiteren kleineren aktiven Vulkan und lässt sich von der aufsteigenden Sonne erwärmen. Viel Wärme ist jedoch nicht dabei, denn ein kalter Wind bläst. Nach einem Rundgang auf der Krete machen wir uns auf den Rückweg zum Basecamp. Dieses ist mittlerweile auch frei vom Nebel und die Kids bestaunen auch noch die gewaltigen Eruptionen des Fuego. Nach einem schnellen Frühstück räumen wir zusammen und machen uns auf zum Abstieg. Dieser ist mindestens gleich anstrengend wie der Aufstieg und geht richtig in die Beine. Mit einem erfüllten Lächeln begrüssen wir die aufsteigenden Touristen. Nach 2.5 Stunden sind wir wieder überglücklich zurück bei unserem Lasti. Wir sind Todmüde, unser Kopf pocht, die Beine fühlen sich an wie Zementsäcke, wir stinken nach Schweiss und Rauch und wir sehnen uns nach Schlaf und Erholung. Wir werden den Fuego in bleibender Erinnerung behalten.