Die Schweiz in Mexiko
Wir haben uns gut von der Fährenfahrt erholt. Bereits nach den ersten Kilometer erkennen wir, dass wir in einem anderen Mexiko angekommen sind. Die schmalen Strassen in den Dörfern, tief hängende Stromleitungen, die vielen kleinen Verkaufsstände am Strassenrand, kuriose Autos, riskante Überholmanöver, bunte Häuser, lebendiges treiben in den Gassen, Palmen, die grüne Vegetation, die hohen Temperaturen.....
Wir verhalten uns, als ob wir in ein neues Land gereist sind. Wir nehmen uns die Zeit um das Land und die Leute kennen zulernen. Die vielen Geschichten wie, Strassensperren, Raubüberfälle, korrupte Polizisten, Autoaufbruch, Dieseldiebstahl....das alles soll uns nun hier auf dem Festland erwarten. Wir hoffen natürlich nicht, dass wir in solche Situationen geraten und es wird sich zeigen wie wir das Mexiko erleben.
Bereits der ersten Campground ist fantastisch. Es hat einen grossen und sauberen Pool und liegt direkt am Meer. Alles befindet sich in einer Hotelanlage, welche jedoch vom Hurrikane (Nov 18) ziemlich in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Spuren sind überall an der Küste noch zu sehen.
Die zweite Nacht verbringen wir im Dörfchen San Blas. Es ist ein Touristenort für Mexikaner. Irgendjemand hat hier mal viel Geld in die Strandpromenade investiert. Alles ist jedoch mittlerweile in die Jahre gekommen und so viele Touristen wie es für diese Infrastruktur haben müsste hat es dann doch nicht. Wir übernachten direkt am Meer wiederum in einer Hotelanlage. Bevor wir am Morgen weiterfahren besuchen wir ein Jungelcamp, in welchem man Krokodile beobachten kann. Wir fahren eine Schotterstrasse den Berg hinauf, durch Bananenplantagen und dicht bewachsenem Urwald. Das Camp ist ein sehr idyllischer Ort. Die Luft riecht nach frischer Erde und Rauch vom Kochfeuer des Camp, die unterschiedlichsten Vögel zwitschern in den Bäumen und wenn man zum Himmel schaut sieht man die Sonnenstrahlen durch das Blätterdach blinzeln. Wir haben oberhalb des Camps parkiert. Unten angekommen werden wir freundlich empfangen. Wir sind die einzigen Touristen. Ein Junge zeigt uns voller Stolz die grossen Krokodile. Auch wenn die Tierhaltung etwas mexikanisch ist, so nahe waren wir noch nie an einem Krokodil dran. Zur Abkühlung gönnen wir uns ein Bad in der glasklaren Lagune. Lenn hängt sich gleich ans Seil und schwingt sich ins kühle Nass. Die Lagune ist mit einem Zaun von den in der Wildnis lebenden Krokodilen abgetrennt. Wir hoffen mal der Zaun ist noch intakt.
Unser nächstes Ziel ist Chachala. Wir treffen dort unsere 5 Freunde, welche schon länger auf dem Festland unterwegs sind. Alle haben natürlich wieder eine riesen Freude. Wir wussten ja nicht, ob wir uns auf dem Festland nochmals treffen. Chachala ist eine traumhafte Bucht. Der Beach ist gesäumt mit Palmen. Im Hinterland ist alles grün und die Vegetation kann als Urwald bezeichnet werden. Das Meer ist deutlich wärmer als auf der Baja California und die Wellen haben die richtige Grösse, welche zum Baden und Bodyboarden einladen. Der Badeort ist auch bei den Mexikaner sehr beliebt und so ist hier am Wochenende richtig viel los. Wir geniessen die letzten Tage am Pazifik hauptsächlich mit bädelä, sünnelä, sändelä und aperölä bevor es dann ins Landesinnere geht.
Früh morgens verabschieden wir uns von den 5 Freunden und machen uns auf den Weg nach Tequila. In dieser Gegend wird 50% des Tequila hergestellt. Die Gegend ist überzogen von den Agavenfelder. Es hat unzählige Destillieren, welche Besichtigungen und natürlich auch ihren Tequila anbieten. In der Destilliere "Tres Mujeres" machen wir einen Stopp und probieren die eine oder andere Tequilasorte. Keiner von denen hat Ähnlichkeit mit dem Fusel, welchen wir Zuhause mit Salz und Zitronenschnitz trinken. Auf die Besichtigungstour verzichten wir unseren Kinder zuliebe. Als Erinnerung gönnen wir uns eine Flasche vom "Premium Tequila" für schlechtere Zeiten.
Nach dem Besuch der Destilliere gelingt es uns nicht zurück auf die Autobahn zu fahren. Den gleichen Weg zurück möchten wir nicht und weiter in der gewünschten Richtung hat es keine Einfahrt mehr. Die Autobahnen sind hier Kostenpflichtig (gleich wie in Italien) und dadurch haben die Mexikaner mit Ein- und Ausfahrten gespart. Zu erwähnen ist, dass die Autobahn hier ein teurer Spass ist. Gerne zahlt man hier im Durchschnitt umgerechnet 10 Rp./km.
So fahren wir auf etwas holperigeren Landstrassen nach Guadalajara. Den gewünschten Campground in der Stadt finden leider wir nicht beim ersten Anlauf und fahren an der Einfahrt vorbei. Da sich diese an einer stark befahrenen Einbahnstrasse befindet, wären wir gezwungen einen neuen Anlauf zu nehmen. Für den zweiten Versuch müssten wir jedoch ca. 2 km durch den Feierabendverkehr fahren, um anschliessend nochmals die selbe Einbahnstrasse zu durchfahren. Das möchten wir uns nicht antun.
Obwohl wir nun bereits 4 Stunden Fahrzeit hinter uns haben, entscheiden wir uns nochmals eine Stunde weiter nach Villa Corona zu fahren. Es hat sich mehr als gelohnt. Im Campground integriert ist hier ein grosser Thermal Aquapark mit 2 grossen Schwimmbecken, 3 Wasserrutschen und ein Wasserspielplatz. Das aussergewöhnliche an diesem Park ist, dass jeden Abend die Rund 800m3 Wasser ablassen und ab Mitternacht die Becken mit frischem Thermalwasser wieder gefüllt werden. Früh morgens kann man dann im ca. 32°C warmen Trinkwasser baden gehen. Am zweiten Tag kommen auch unsere 5 Freunde auf den Stellplatz. Die Kids geniessen natürlich die Rutschen und das warme Wasser bis zur letzten Minute. Leider müssen wir uns wieder einmal mehr verabschieden wenn es am schönsten ist.
Unser nächstes Ziel sind die Monarchfalter bei Angangueo. Millionen von Schmetterlinge fliegen jedes Jahr von Kanada nach Mexiko um der kanadischen Kälte zu entfliehen. Nun sind sie noch bis ca. Mitte März hier, bevor sie sich wieder auf den Rückweg machen. Mal sehen ob wir schon zu spät sind!!!
Die Strecke nach Angangueo ist zu lang und so möchten wir in Azufres übernachten. Auf der Autobahn bemerkt Frank, das der Lasti nicht mehr ganz rund läuft. Der Motor hat wenig Leistung und es fühlt sich so an , als ob die Bremse angezogen wäre. Nein nicht schon wieder eine Panne! Wir sind hier inmitten der Pampas und weit weg von einem Ort, an welchem man eine Reparatur machen könnte. Eine Möglichkeit wäre, dass der Motor zu heiss hat und so seine Leistung begrenzt? Die Temperaturanzeige zeigt etwas über 100°C, da es konstant Bergwerts geht und die Lufttemperatur mehr als sommerlich ist. Wir machen eine kleine Pause und gönnen dem Scania eine Abkühlung. Zurück auf der Strasse hat sich unsere Hoffnung schnell zerschlagen. Der Dieselmotor ist immer noch schwach auf der Brust. So fahren wir mehr langsam als zügig die kurvige Strassen hoch nach Azufres zum Campground " Rancho Viejo". Die Gegend ist nun sehr hügelig und mit Kieferwälder überzogen. Es sieht der Schweiz schon ziemlich ähnlich, nur dass hier Kieferbäume anstatt Fichtenbäume wachsen. Wir befinden uns in einer Vulkangegend und überall zischt Wasserdampf aus den Wäldern. Der Grund dafür sind die Kraftwerke, welche hier aus Wasserdampf Strom produzieren.
Trotz der spannenden Gegend sind wir heil froh, dass wir nach rund 6 Stunden Fahrzeit den angeschlagenen Lasti abstellen können. Zur Aufmunterung gönnen wir uns hier auf der Rancho Viejo einen SPA Tag. Inmitten des Kieferwaldes hat es unterschiedlich warme Pools. Es ist eine richtige Oase. Die Mexikaner sind hier so freundlich, sodass Tatjana bereits am Morgen einen Tequila offeriert bekommt. Phu.. und das im 3dl Becher!!! Ganz schön deftig, wenn man Tequila in 35°C warmen Wasser trinkt. Doch Tatjana schlägt sich tapfer. Wir gönnen uns eine Schlammpackung aus Vulkanerde und lassen uns kulinarisch von der Snackbar verwöhnen. Ans scharfe Essen haben wir uns jedoch immer noch nicht gewöhnt.
Über Nacht hat Frank gegrübelt, was die Ursache für die Leistungsreduktion des Dieselmotors sein könnte. Eine Idee ist, dass der Motor zu wenig Diesel bekommt. So ersetzt Frank am Morgen alle Dieselfilter. Der Dieseltank sieht jedoch sauber aus und auch der Schmutzabscheider des einen Filters zeigt keine besorgniserregend Schmutzpartikel. Frank hätte sich einen vollen Schmutzabscheider gewünscht, damit sich der Verdacht der zu geringen Dieselzufuhr bestätigt hätte. Bei der gekippter Kabine kontrolliert Frank gleich den Turbo mit, welcher jedoch ganz ordentlich aussieht. Nun sind wir alle gespannt, ob diese Aktion das Problem gelöst hat.
Nach einem weiteren Bad in den Pools packen wir unsere Sachen zusammen und verabschieden uns von den wiederum sehr gastfreundlichen Besitzern. Wieder auf der Strasse sieht es gut aus, ja sogar sehr gut. Die neuen Dieselfilter haben das Problem tatsächlich gelöst. Wir bestätigen somit das Gerücht, dass man in Mexiko mit schmutzigem Diesel rechnen muss.
Wir machen uns nun weiter auf den Weg nach Angangueo zu den Monarchfaltern. Die Strasse zum Park "Santuario Chincua" führt uns durch viele kleine und enge Dörfchen. Die Augen werden nicht satt beim Anblick der bunten Gassen. Die letzten 8 km schlängeln sich nochmals steil hinauf durch noch enger Dörfchen, welche ganz und ganz mexikanisch aussehen. Zum Teil haben wir in engen Gassen seitlich weniger als 10 cm Platz. Irgendwie fühlt man sich mit unserem Lasti wie fehl am Platz. Die Mexikaner stört das jedoch nicht und wir erkennen, dass dies ein Schweizer Bescheidenheitsproblem ist. Mal sehen, ob wir uns irgendwann daran gewöhnen werden.
Auf dem Plateau angekommen fühlen wir uns wie auf einer Schweizer Alp. Es sieht verblüffend ähnlich aus. Wir übernachten auf dem Parkplatz beim Parkeingang.
Am Morgen mieten wir für die Kids zwei Pferde und dann geht es mit unserem Guide ca. 1.5 km durch den Wald. Die letzten Meter zu den Schmetterlingen dürfen dann auch die Kids laufen. Wir sind so früh, sodass noch keine weiteren Touristen hier sind. Wir fühlen uns wie im Märchenwald. Es ist ruhig, beinahe hört man das flattern der tausenden, ja sogar millionen Schmetterlinge. Die Stimmung ist unvergesslich und wir könnten stundenlange die flatternden Faltern beobachten. Zurück am Parkeingang lassen wir uns von einem der vielen Restaurants verwöhnen. Jedes Mal probieren wir etwas neues und lassen uns auf ein Experiment ein. Mehrheitlich haben wir Erfolg und das Essen schmeckt wirklich ausgezeichnet.
Am Abend ist im Angangueo noch das Fest des "la mariposa monarca". Das möchten wir nicht verpassen. Wir fahren hinunter ins Dorf, schlendern durch die Gassen und geniessen die mexikanische Kultur. Bereits im dunkeln fahren wir dann wieder zurück auf den Parkplatz des Parks. Es scheint uns ein sicherer Übernachtungsplatz. Oben angekommen treffen wir wieder auf unsere 5 Freunde. Phu... diesen haben wir einen Schrecken eingejagt, denn sie haben nicht mit einem LKW gerechnet, welcher den dunklen Wald hinauffährt. Umso glücklicher waren sie, als sie uns erkannten.
Am Morgen geht es für uns weiter nach San Miguel de Allende. Eine Stadt welche seit 2008 zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Ihr Ursprung war im 1542 dazumal noch als San Miguel el Grande bekannt. Seit 1826 hat die Stadt ihren heutigen Namen, zu Ehren San Miguel, welcher im Unabhängigkeitskrieg gegen die Spanier eine wichtige Rolle spielte. Wir sind gespannt wie uns die Stadt verzaubern wird.