Vom hohen Norden wieder südwärts
Von Anchorage könnte man an einige Küstenstädte/-dörfer herunterfahren. Die Sackgassstrassen sind jedoch alle ca. 200-300km lang und so entschliessen wir uns gegen dessen Besuch. 600km für ein Fischerdorf ist uns zu weit. Wir machen uns wieder auf den Rückweg nach Kanada. Auf dem Weg besuchen wir noch Terry. Ein Alaskaner, welchen wir in Kanada trafen und Frank zum Fliegenfischen eingeladen hatte. Leider war er nicht Zuhause und sein Nachbar konnte uns auch nicht sagen wann er zurückkommt. Sollte nicht sein! Wir hinterlassen ihm ein Schweizer Schöggeli und eine Nachricht. Die Landschaft ist weiterhin herbstlich, jedoch haben bereits viele Bäume ihre Blätter verloren und das goldene gelb der Wälder hat deutlich nachgelassen. Zeitweise fühlen wir uns alleine auf der Welt da weit und breit kein Haus oder Auto zu sehen ist. Wir fahren stundenweise ohne gross auf Menschen zu treffen.
Die Wege hier in Alaska sind sehr lang. Zudem gibt es auf unserer Route nicht allzu viel anzusehen. Vieles hat hier schon geschlossen und wir spüren merklich, dass die Saison vorbei ist. Wir waren auch schon länger nicht mehr auf einem Campingplatz, da wir immer wieder schmucke gratis Plätze zum übernachten finden. Diese sind abgesehen von den Supermarktparkplätzen um einiges schöner als die Campingplätze. Häufig können wir da unsern Truck direkt am Fluss oder See parkieren. Da dort Spielplatz oder ähnliches für die Kids fehlt erfinden wir immer neues wie wir die Zeit vertreiben können. So bauen wir zum Beispiel ein Wasserrad, an welchem die ganze Familie beschäftigt ist oder Frank baut mit Lenn ein Sackmesser aus Holz. Nach mehreren Fahrtagen sind wir froh den kanadischen Zoll zu überqueren und weiter in Richtung Süden zu fahren.
Fazit Alaska: Für uns war es ein kurzer Besuch. Kürzer als geplant, da das Wetter nicht immer mitspielte und wir nicht die erhoffte Tierwelt beobachten konnten. Ein Alaska Crack erklärte uns, dass hier viel zu viele Wildtiere gejagt werden. Die Wildtierbestände sind in Kanada um einiges höher. Alles in allem würden wir Alaska heute als Familie nicht mehr bereisen. Die Wege sind zu lang und wenn man das wilde Alaska erleben möchte müsste man in die Wildnis hinausfliegen oder mit Booten weit hinausfahren. Das sind jedoch sehr kostspielige Ausflüge und liegen nicht in unserem Budget.
Bereits wieder auf kanadischem Land fühlen wir uns wieder wohler. Wir haben weiterhin strenge Tage an denen wir viel auf der Strasse sind. Die Distanzen sind unglaublich weit. In Whitehorse besuchen wir einen Tierpark, in welchem verletzte oder von ihren Eltern verlassene Tiere gehalten werden. Für uns spannend ist ein Fuchs, welcher denkt er sei ein Hund und seinem eigenen Schwanz fangen möchte. Als Welpe wurde er gefunden und anschiessend von einer Hündin aufgezogen. Erst später bemerkte der Besitzer, dass es kein Welpe ist sondern ein Fuchs.
Einen Ruhetag gönnen wir uns am Boya Lake. Ein glasklar und blauer See mit hunderten von Inseln. Unglaublich was die Natur hier zu bieten hat. Da Dario und Alexandra vor ca. 2 Wochen im eiskalten Boya Lake einen Sprung hinein wagten, hat es auch Tatjana und die Kids gepackt. Sie schaffen es ganz ins Wasser, auch wenn nicht für lange. Tatjana macht sogar eine zweite Runde, da ihr Schuh im Sand stecken bleibt. Am ersten Abend fängt Frank eine 55cm Seeforelle. Der See ist so klar, sodass er dem Fisch beobachten konnte, wie er in den Angel beisst. Eine halbe Stunde später liegt der Fisch bereits auf dem Feuer. An unserem Ruhetag mieten wir ein Kanu und erkunden den See und die Inseln. Tatjana möchte ein Familienfoto und so parken wir das Kanu auf einer kleinen Insel. Als wir dann das Foto machen schreit Lenn auf einmal " Ein Fisch! Ein Fisch!", reist an seiner Rute und rennt über den Strand. Frank hat in gelehrt, dass wenn ein Fisch zubeisst die Angelschnur immer gespannt sein muss. Alle glauben an einen Scherz, doch dann sehen wir wie Lenn eine 50cm Seeforelle aus dem See zieht. Lenn platzt beinahe vor Stolz. Frank erlöst den Fisch und Lenn schneidet den Fisch perfekt auseinander. Auf unserem Kanutrip fangen wir noch eine weitere Forelle. Beim nach Hause paddeln entdecken wir mehrere Biber und einen grossen Biberbau. Es ist beeindruckend wie gross die Staudämme sind. Zum Abendessen gibt es die beiden Forellen und anschliessend gehen alle zufrieden ins Bett. Lenn erzählt noch mehrmals von einem erfolgreichen Fischertag.
Wir fahren auf den Cassiar HYW weiter Richtung Prince George. Die Landschaft ist hügelig und sehr abwechslungsreich. Überall kann man kleine Seen sehen und Lenn liegt uns dauernd in den Ohren, dass er wieder fischen gehen möchte. Wir möchten jedoch die letzte Lachswanderung in Kanada sehen und müssen uns beeilen, da noch rund 1700km vor uns liegen. Diese Lachswanderung ist eine der grössten in Kanada und findet jedes Jahr statt. Alle 4 Jahre sind es jedoch um das Vielfache (Millionen) von Lachsen die zurück an ihren Laichort schwimmen. Wie es der Zufall möchte ist dieser Intervall im 2018 und so möchten wir das nicht verpassen.
Obwohl wir Richtung Süden fahren wird es immer kälter. Mittlerweilen haben wir am Morgen Eis an den Fensterscheiben. So gönnen wir uns wieder einmal ein Campingplatz, welcher sich auf einer Lodge befindet und mit einem Hotpot und Sauna wirbt. Jupiii!!!
Einen Abstecher vom Cassiar HYW machen wir nach Hyder. Es geht durch Schluchten, an grossen blauen Gletscher vorbei und wir sehen auch wieder Bären. Einer war lebendig, der andere lag Tod am Strassenrad. Den Toten fanden die Kids um einiges interessanter. In Hyder (bereits wieder Alaska) sehen wir die Überreste der Lachswanderung, welche hier schon vorbei ist. Hunderte von toten Lachse, welche in einem kleinen Seitenfluss liegen und dementsprechend übel riecht es auch. Von Hyder geht eine abenteuerliche Strasse hoch hinauf zum Salmon Gletscher. Tatjana hat beim Hinauffahren schon Angst vor der Rückfahrt, denn dann ist sie auf der Talseite und dort geht es steil bis senkrecht Talwärts. Vom hohen Lastisitz aus sieht man über die Felsen bis in die Talsohle. Oben angekommen werden wir mit einem herrlichen Panorama über den Gletscher belohnt. Wir entschliessen uns dort zu übernachten und machen noch eine Wanderung, welche querfeldein geht. Nach dem Z'vieri packen wir unsere Drachen aus. Dick eingepackt geniessen wir den frischen Bergwind und lassen die Drachen hoch in den Himmel steigen. Gegen Abend beobachten wir den Sonnenuntergang direkt hinter dem Gletscher. Während der Nacht dürfen wir einmal mehr einen unvergesslichen Sternenhimmel bewundern. Der Wind pfeift um den Lasti und wir können erahnen wie kalt es draussen ist. Im Lasti ist es kuschelig warm und wir haben eine angenehme Nacht.
Weiter südwärts kommen wir nach Smithers und wir sind ganz geflashed von der kleinen Stadt. McDonald, Tim Hortens, überall WIFI... Wir merken erst jetzt wie lange wir durch die Pampas gefahren sind. Dementsprechend sehen auch unsere Vorräte aus. In Prince George machen wir wieder einmal einen Grosseinkauf und gönnen uns, trotz des schönen Wetters, einen Hallenbadbesuch. So sind alle wieder mal durch und durch sauber. Vollgetankt, mit vollem Kühlschrank und Vorräten fahren wir weiter zum Wells Gray Provincialpark. Dieser ist bekannt für seine unglaublichen Wasserfälle. Obwohl wir nun weitere Tage Richtung Süden gefahren sind, wird es immer noch winterlicher. Wir können bereits die ersten Schneemänner bauen und auf unserem Übernachtungsspot haben wir bis zu 20cm Schnee. Dort campen auch zwei Kanadier, welche auf der Jagd sind. Sie präsentieren stolz ihre zwei geschossenen Rehe. Die Kids bestaunen die hängenden weissen Säcke, bei welchen oben nur noch die Rehbeine herausschauen. Am Tag darauf sind die Kanadier bereits weitergezogen und Lenn und Layla finden nur noch 2 Rehbeine, welche sie zurückgelassen haben.
Zum Glück scheint immer die Sonne und so ist die Kälte halb so schlimm. In Clearwater updaten wir unsere WhatsUp und e-Mail mit dem gratis WIFI im Visitorcenter. Dort bekommen wir auch super Infos zum Wells Gray Park. Wenige Kilometer im Park können wir bereits ein Bärenmami mit ihren zwei Jungbären beobachten. Die Bärenbabys klettern einen Baum hoch und runter. Das Schauspiel ist perfekt. Weiter im Park treffen wir vereinzelt auf Touristen wobei einige aus der Schweiz sind. Wir sind bereits wieder so nahe an Vancouver, sodass der Park während einer üblichen Ferienzeit von ca. 2-3 Wochen besucht werden kann. Die Wasserfälle sind hier wirklich spektakulär. Es hat nur noch ein Campingplatz offen und dieser ist mittlerweile gratis, da kein Service mehr geboten wird. (Kein Wasser und Strom) Wir haben dementsprechend auch die Qual der Wahl bei den Stellplätzen. Wir finden schlussendlich dennoch einen sonnigen Platz, mit welchem alle zufrieden sind. In einem der vielen Visitorcenter hat Lenn eine Fischfalle gesehen. Er hat diese genau fotografiert und möchte nun mit Frank eine nachbauen. So geraten wir ins nächste Familienprojekt. Gerade Ruten sammeln und los geht. Mal schauen ob die Fischfalle fertig wird und wir tatsächlich Fische fangen.